Zu Besuch bei Cooperativa Bio arabica

Ariane und Sam, Mitgründerin und Mitgründer von Palette – Unverpackt Einkaufen, sind derzeit per Fahrrad (Ozeanüberquerung per Frachtschiff) in Südamerika unterwegs. Auf ihrem Weg hatten sie die Möglichkeit, einen kurzen Arbeitsaufenthalt bei Cooperativa Bio Arabica, dem Produzenten unserers Caracol Caranavi Kaffees, durchzuführen. In der Folge ein kurzer Erlebnisbericht.

Der Arbeitsaufenthalt

Wir befinden uns im Fahrzeug der Familie Choconapi, umgeben von dichtem Grün, auf einer schmalen Schotterpiste. Das Fahrzeug holpert Richtung Distrikt Pelea, Caranavi (Bolivien), wo abgeschieden und mitten im Hochland-Dschungel der kleine Hof der Familie liegt. Hier verbringen wir unsere erste Arbeitswoche. Während wir unsere sieben Sachen auspacken, wird gerade die tägliche Ernte von der Schubkare geladen. Ca. 12 grosse Säcke wurden an diesem Tag von den 5 PflückerInnen (Familie und 3 HelferInnen) geerntet. Die Arbeit damit zu Ende, fragen wir. Noch nicht. Nach einer kurzen Pause (und für uns ein herzlicher Empfang), beobachten wir die abendlichen Arbeitsschritte. Draussen, im schwachen Licht einer losen Glühbirne, werden die Beeren von Hand gewaschen, selektioniert und die qualitativ hochwertigen maschinell geschält. Die gewonnenen Bohnen landen in Säcken. Über Nacht dürfen sie darin schlafen, wie dies bildhaft auf spanisch genannt wird. Wir schauen auf die Uhr. Es ist halb 9. Nun ist auch für die ArbeiterInnen Zeit für Nachtessen und Feierabend.

Während wir schlafen, fermentieren die Bohnen in den Säcken. Am nächsten Morgen, zu früher Stunde, lässt sich mit Wasser das restliche Fruchtfleisch von der Bohne lösen. Frei von Rückständen sind die Bohnen bereit, um an der Sonne zu trocknen. Ca. 3 Tage lang liegen sie auf grossen Tischen mind. 30 cm über Boden (Bodenkontakt vermindert die Qualität), wobei sie regelmässig von Hand durchmischt werden. Später, in der kleinen Fabrik in «El Alto», La Paz, werden die Bohnen nochmals getrocknet, maschinell und manuell selektioniert und von ausgebildeten Kaffeesomeliers einer Qualitätskontrolle unterzogen. Alles bestanden, werden sie per Lastwagen und Schiff in die Rösterei von «derKaffee» und in die Bins von Palette transportiert.

Für uns beginnt der erste Arbeitstag erst nach dem Waschen der Bohnen, bereits mit wärmenden Sonnenstrahlen. Ausgerüstet mit Kübeln und Säcken begeben wir uns auf die umliegenden Plantagen. In rutschigen und steilen Hängen angeln wir uns von Busch zu Busch. Einmal eine standsichere Position gefunden, wird jede Beere einzeln von Hand gepflückt. Reife rote oder gelbe (je nach Sorte) oder überreife violette bis schwarze Beeren müssen gelesen werden. Grüne, sprich nicht-reife Beeren werden für den nächsten Durchgang in ca. 3 Wochen zurückgelassen. 4 Durchgänge werden ausgeführt, weshalb sich eine Ernte über 3 – 4 Monate hinzieht. Pro Tag wird bis Sonnenuntergang geerntet. Uns zwei Neulingen schmerzen die Füsse, Hände und der Rücken. Doch noch warten die Arbeitsschritte nach der Ernte.

Nach der zweiten Woche, nun im District Calama bei der Familie Qenta, endet für uns der Aufenthalt. Wir waren überwältigt von der Gastfreundschaft der Genossenschaftsmitglieder, sprich der Gastfamilien. Und wir waren überwältigt, mit welchem Engagement hier möglichst naturnah qualitativ hochwertiger Kaffee produziert wird. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Produktion von ökologischem Kaffee unglaublich arbeitsintensiv ist. Umso mehr freut es uns zu sehen, dass dank der Gründung der Genossenschaft und des Verkaufs des Kaffees zu fairen Preisen an derKaffee  (und weiteren Firmen) bereits nach 5 Jahren Verbesserungen in der Einkommenssituation der Mitgliederfamilien zu verzeichnen sind. Dazu zählen die Vereinfachung von Arbeitsschritten dank Einsatz besserer Technologien oder der Ausbau der bisher einfachen Häuser. Wir hoffen sehr, dass die Genossenschaft weiterhin vom Verkauf des bio-fairtrade Kaffees profitieren kann. Persönlich stehen wir mehr hinter den Labels (bio und fairtrade) denn je.

Weitere Informationen zur «Cooperativa Bio Arabica»

Im Anschluss möchten wir ein paar Worte zur «Cooperativa Bio Arabica» und der Anbauregion verlieren. Die Cooperativa Bio Arabica ist eine von 12 jungen Kaffeeproduzenten ins Leben gerufene Genossenschaft in der Region Caranavi (heute 25 Mitglieder). Gegründet wurde sie vor 5 Jahren mit der Unterstützung von derKaffee. Ziel der Genossenschaft ist die Verbesserung der Einkommenssituation der Mitglieder dank des Exports von hochwertigem Kaffee (auf dem lokalen Markt kann Kaffee nicht wertgerecht verkauft werden).

Alle Kaffeeplantagen befinden sich zwischen ca. 1‘000 und 2‘000 m.ü.M. Hier wachsen verschiedene Arabica-Sorten im Schatten grosser Bäume, umgeben von Bananen-, Mandarinen-, Orangen-, Lima- oder Grapefruitbäumen (um nur einige zu nennen). Meist in steilen Lagen, ungefähr in Reihen angeordnet. Zwischen und über den Bäumen tummeln und fliegen unzählige Insekten, Vögel, Affen (selten sichtbar) und andere Tiere. Damit ist eine der Prioritäten der Genossenschaft beschrieben. Der Kaffee wird möglichst ökologisch produziert. Teils wird sogar auf Motorsägen oder Fadenmäher verzichtet. Unkraut und andere unerwünschte Pflanzen werden mehrmals jährlich mit Machete von Hand geschnitten und liegen gelassen. Sie und die Blätter der Bäume dienen als Dünger. Der Einsatz von künstlichen Düngemitteln oder Pestiziden ist tabu.

Alle Plantagen werden von den einzelnen Familien (Genossenschatsmitglieder) geführt. Mit wenigen Hektaren Fläche sind es vergleichsweise kleinste Anlagen. Trotzdem: Während der strengen Erntezeit werden meist zusätzliche Arbeitskräfte angestellt. Dabei bildet die faire monetäre Entschädigung der Arbeit und gute Mahlzeiten für alle eine weitere Priorität. Schliesslich, und nicht weniger wichtig, ist der hohe Qualitätsstandard in der Produktion, welcher bei jeder Ernte von allen eigehalten werden muss und kontrolliert wird.

Mehr Informationen:

www.derkaffee.ch

www.bioarabicabolivia.com